Pilotprojekt Heimarbeitsplätze

Eine mittelgroße Niederlassung eines Planungsbüros weist grundsätzlich eine starke Anwesenheits- und Vollzeitkultur auf. Um dieser Kultur etwas entgegenzusetzen, wurde die Einführung von Heimarbeitsplätzen geplant. Diese erwies sich zunächst als schwieriger als gedacht, da die MitarbeiterInnen im Betrieb auf spezielle EDV-Programme angewiesen sind. Nun wurde jedoch ein zweijähriges Pilotprojekt eingeführt, in dem fünf männliche und weibliche Beschäftigte die Machbarkeit auf Heimarbeitsplätzen mit speziellen Programmen testen.

Erfahrungen und Schwierigkeiten

Schwierig ist für das Unternehmen, für die Heimarbeit gleich bleibende, fixe Tage mit den Beschäftigten festzulegen. Das hängt mit dem variierenden Arbeitsanfall in der Projektarbeit zusammen.

Die Heimarbeit stellt auch die gewohnte Arbeitszeitkultur auf den Kopf: Während prinzipiell mit Arbeitszeitaufzeichnungen und Stechuhr gearbeitet wird, wird bei der Heimarbeit auf Vertrauensbasis umgestellt. Arbeitszeiten sind im Nachhinein händisch in die Arbeitsaufzeichnung nachzutragen. Diese Umstellung geht vor dem Hintergrund einer stark ausgeprägten Präsenzkultur im Unternehmen nicht ganz reibungslos vor sich.

„Das größte Problem, ist folgendes: Habe ich so viel Vertrauen zu meinem Mitarbeiter oder meiner Mitarbeiterin, dass ich weiß, dass er oder sie wirklich diese Zeit auch etwas tut? Wie ist das messbar? Was wir schon gesehen haben, ist, dass sich einige unserer Führungspersonen schwer getan haben, loszulassen, klar definierte Aufgaben zu geben und sich darauf einzulassen, dass diese anderswo als im Büro erledigt werden, wo man den Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin nicht sieht.“

Assistentin HR, Mittelunternehmen, Dienstleistungsbranche

Kontrolle wird vor diesem Hintergrund von den Vorgesetzten erwartet, die zwischen sieben und 15 Personen in der Gruppe haben. Es wird davon ausgegangen, dass ihnen Unstimmigkeiten zwischen angeblicher Arbeitszeit und Leistung auffallen würden.

Potenzial

Die Möglichkeit zur Heimarbeit, aber auch andere Optionen, die vom Gewohnten abweichen, können die wahrgenommenen Möglichkeiten von Eltern tatsächlich erheblich verändern – und zwar nicht nur in Bezug auf das Management ihres Alltags, sondern auch in Hinblick auf die Karrieremöglichkeiten, die greifbar erscheinen. In einem Fall etwa veränderte die Möglichkeit zur Heimarbeit die wahrgenommenen Optionen einer werdenden Mutter in Bezug auf ihre weitere berufliche Laufbahn enorm:

„Ich dachte immer, ich kann es vergessen, für mich, für meine Rolle zukünftig, wenn ich einmal ein Kind habe, ist mein Job weg. So, was ist passiert? Die Stelle wird nicht nachbesetzt, und wir probieren es so – mit Heimarbeit. Also oft hat man es vielleicht selber im Kopf anders und ist dann selber überrascht, dass auch einiges möglich ist, und sich die Chefs auch einiges vorstellen können, ja.“

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