Ein Produktionsunternehmen, das in einer traditionellen Männerbranche tätig ist, versucht, verstärkt Frauen zu rekrutieren – nicht zuletzt für technische Berufe. Um das Kennenlernen und die Vernetzung der Technikerinnen im Unternehmen zu fördern, wurde ein Technikerinnennetzwerk gestartet.
Derzeit zählen rund 20 Technikerinnen zur Zielgruppe des Netzwerks. Interessierte unter ihnen gehen regelmäßig miteinander essen und können sich dabei besser kennenlernen und vernetzen. Auch Kolleginnen aus der Personalabteilung nehmen an den Treffen teil. Dadurch bleiben sie informiert und können reagieren, wenn im Netzwerk Themen aufkommen, die die HR-Abteilung betreffen, wie z.B. Vorschläge für bestimmte Trainings.
Erfahrungen
Mit der verstärkten Etablierung des Netzwerks kam es im Lauf der Zeit zu einem Wandel der besprochenen Themen: Ging es anfangs noch um das „Frau-Sein“ im beruflichen Kontext, entwickelten sich die Themen später zu beruflich unterstützenden Gesprächen, die weniger am Geschlecht festgemacht sind.
„Und, ja, am Anfang spricht man vielleicht noch mehr über die Themen: Ja, was bedeutet es als Frau, in diesem Unternehmen beschäftigt zu sein? Aber das Thema rückt eigentlich in den Hintergrund, sondern man freut sich, dass man sich wiedersieht. Man sagt: ‚Wo stehst du gerade? Was sind deine Themen? Wo warst du zuletzt auf Reisen, vom beruflichen Ausmaß her? ‘ Also es wird persönlicher, ja, man merkt, dass sich dieses Netzwerk etabliert, und dass die das sehr schätzen.“
Personalmanagerin, Großunternehmen, Produktion
Reaktionen
Bei den Technikerinnen kommt das Netzwerk laut Berichten der Personalabteilung sehr gut an. Misstrauen und Kritik gab es jedoch von Seiten männlicher Kollegen, die befürchteten, dass im Netzwerk Geheimes besprochen würde, von dem sie ausgeschlossen wären. Darauf hat das Unternehmen reagiert, indem es explizit auf die Offenheit des Netzwerkes auch für Männer hingewiesen hat.
„War auch eine kritische Frage, habe ich bemerkt, da habe ich gleich gesagt: Also auch jeder Mann, der sich interessiert für: ‚Was wird da gesprochen? Ist das was Geheimes? Was wird da gelästert?‘ kann teilnehmen und soll sich informieren, einfach, soll mitkommen. Das ist ja kein abgegrenztes Thema, nur weil es ‚Technikerinnen-Irgendwas‘ heißt, sondern es soll einfach eine Basis sein, dass man sich vernetzt. Aber Männer sind sehr herzlich eingeladen.“
Personalmanagerin, Großunternehmen, Produktion
Der Lösungsansatz für aufkommende Konflikte ist hier also der, einerseits sicherzustellen, dass die Frauen sich vernetzen können, während man andererseits Männer nicht ausgrenzt. Letztlich hat jedoch bislang kein Mann das Angebot, teilzunehmen, tatsächlich angenommen.