Geteilte Führung mit eineinhalb Stellen

In der Kompetenzzentrum Holz GmbH, einem österreichischen Mittelbetrieb im Bereich Forschung und Entwicklung, gibt es zum ersten Mal eine geteilte Führungsposition. Entstanden ist die Position im Zuge der Einrichtung von Stellvertreterpositionen aufgrund des Wachstums des Betriebes und der dadurch personell größer gewordenen Bereiche und Führungsverantwortung. Statt einer Stellvertretung wurde in diesem Fall an einem der Standorte des Unternehmens eine geteilte Führungsposition geschaffen.

Eine der vier Bereichsleitungen im Unternehmen wird nunmehr von einem männlichen und einer weiblichen Beschäftigten gemeinsam wahrgenommen. Die weibliche Beschäftigte ist teilzeitbeschäftigt, der männliche Kollege arbeitet Vollzeit. Er übt in der Hälfte seiner Arbeitszeit Projektarbeit und in der anderen Hälfte die Leitungsfunktion aus. Die weibliche Beschäftigte war vor ihrer Elternkarenz innerhalb des Betriebes zur Bereichsleiterin aufgestiegen. Das Modell stellte sicher, dass sie diese Position bei der Rückkehr aus der Karenz in Teilzeit beibehalten konnte.

Voraussetzungen

Ein hilfreicher Aspekt bei der Einführung der Maßnahme war, dass sich in diesem Fall die Aufgaben der Leitungsfunktion vergleichsweise gut abgrenzen und aufteilen lassen: Der männliche Beschäftigte hat den Bereich Projektakquisition über, die Kollegin den Bereich Personalführung und Organisationsverantwortung. Trotzdem muss die Position auch gemeinsam bzw. in Absprache ausgeführt werden.

„Es ist genau geregelt, wer für was verantwortlich ist. Natürlich kann man nicht in allen Fragen eine genaue Trennlinie einführen. Daher ist eine stetige Abstimmung im Führungsteam eine wichtige Grundvoraussetzung.“

Boris Hultsch, Geschäftsführer, Kompetenzzentrum Holz GmbH

Risiken

Herrscht in einem Unternehmen insgesamt eine Überstunden- und Mehrarbeitskultur, so kann sich eine Führungsposition in Teilzeit schnell dem Ausmaß einer Vollzeitstelle annähern. Diese Erfahrung macht auch die Kompetenzzentrum Holz GmbH. In diesem Kontext können begleitende Maßnahmen zur Veränderung der Arbeitszeitkultur sinnvoll sein.