Sowohl in einem technischen Großunternehmen als auch bei Erste Bank Österreich können Führungspositionen von Teilzeitbeschäftigten ausgeübt werden. Beide Unternehmen sehen für höhere Positionen jedoch eine bestimmte Stundenuntergrenze vor.
Erste Bank Österreich will Führung in Teilzeit fördern, geht aber gleichzeitig davon aus, dass Führen nur in langer Teilzeit möglich ist.
„Ja, aber natürlich ist das so, dass man, wenn man zehn Stunden in der Woche arbeiten geht, dass es da natürlich schwierig ist, da an einer Karriere zu arbeiten.“
Karrieremanagerin, Erste Bank Österreich
Das Unternehmen hat daher eine Wochenarbeitszeit im Ausmaß von 80 Prozent der Vollzeit (Vollzeit entspricht hier 38,5 Stunden) als untere Grenze für die Ausübung von Führungspositionen festgelegt.
In dem Großbetrieb in der IT-Branche ist ein Mindestausmaß von 30 Stunden Wochenarbeitszeit Voraussetzung für höhere Positionen. In diesem Betrieb versucht die Personalabteilung auch proaktiv, Wunschkandidatinnen für die entsprechenden Stellen zur Übernahme von Führungsaufgaben in „langer“ Teilzeit anzuregen.
Chancen
Durch die Ermunterung zur Ausübung von Führungsaufgaben in langer Teilzeit werden Führungspositionen für Frauen mit Kindern in den Unternehmen realistischer und erreichbarer. Bekannte Probleme der Teilzeitarbeit – die allgemein geringe Qualifikation von Teilzeittätigkeiten, die Folgen in Hinblick auf niedrige Gehälter und Pensionen etc. – werden dadurch gemildert. Insofern erfolgt potenziell auch eine weiter reichende kulturelle Veränderung, indem die Vorstellung von Vollzeitarbeit als Voraussetzung für Leitungsfunktionen sanft herausgefordert wird.
Einschränkungen
Bislang wird Führung in Teilzeit hauptsächlich von Frauen genutzt. Zudem gilt: Für Frauen, die keine Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder im verlangten Stundenausmaß haben – z.B. Mütter von Unter-Dreijährigen oder Alleinerziehende – bleiben Teilzeitjobs mit Führungsposition in einem solchen Modell weiter unerreichbar.
Risiken
Ein erhebliches Risiko bei diesem Modell besteht dann, wenn in einem Unternehmen eine Über- und Mehrstundenkultur vorherrscht. Dann wird eine formale 30-Stunden-Stelle im Alltag leicht zu einer faktischen 40-und-mehr-Stunden-Stelle – jedoch ohne das entsprechende Grundgehalt und mit den einhergehenden negativen Folgen für Work-Life-Balance und Stresspegel.