Das intensiv betriebene Talentemanagement bei der Borealis AG – einem in der Industrie tätigen Großunternehmen – dient nicht nur der Personalentwicklung, sondern hat auch den Nebeneffekt, dass es ungleiche Verteilungen von Frauen und Männern auf bestimmten Positionen sichtbar macht.
Die Personalabteilung stellt laufend Analysen in Bezug auf das Talentemanagement an. Im Zuge dieser Analysen hat sie festgestellt, dass innerhalb der drei Talentepools für jüngere, mittlere und Senior-Führungskräfte die Frauenanteile in den ersten beiden Pools erheblich höher sind als im dritten. Diese Verteilung war im Unternehmen zuvor nicht gezielt ausgewertet worden.
Effekte
Zwar gibt es bei der Borealis AG keine verbindliche Vorgabe wie etwa eine Quote oder konkrete Gleichstellungsziele. Doch wird den Analyseaktivitäten im Kontext des Talentemanagements eine verändernde Wirkung bescheinigt – durch die bloßen Fakten, die sie an die Oberfläche bringen.
„Und wir sehen es jetzt in einzelnen Nachbesetzungen, dass durchaus auch unser Vorstand dann bei einer konkreten Position sagt: ‚Ich möchte das gerne mit einer weiblichen Führungskraft nachbesetzen.’“
Personalmanagerin, Borealis AG
„Also, wir haben jetzt nicht ein offizielles Statement: Wir fördern Frauen. Aber wir sehen es in Einzelentscheidungen und sehen es in Agenda-Punkten und Diskussionen. Es ist ein Thema.“
Personalmanagerin, Borealis AG
Bereits die Sichtbarmachung von strukturellen Unterschieden bei den Frauenanteilen auf höheren Ebenen kann demnach zu Bewusstsein über bestehenden Handlungsbedarf führen und stellt einen ersten Schritt zur Veränderung dar. Das gilt insbesondere für Unternehmen, die in Bezug auf betriebliche Gleichstellungspolitik noch keine starke Institutionalisierung vorgenommen haben.