Aufbau eines Karenzmanagements

Eine mittelgroße Niederlassung eines Planungsbüros, hat ein Karenzmanagement eingeführt. Mit dem Karenzmanagement soll die Berufsunterbrechung von Frauen im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft strukturiert vorbereitet werden.

Im Zuge der Erarbeitung des Karenzmanagements wurden einige Richtlinien hinsichtlich der Vorgangsweise bei Schwangerschaften verschriftlicht:

  • Ab Meldung der Schwangerschaft lässt das Unternehmen der Mitarbeiterin zunächst etwas Zeit für ihre persönliche Beschäftigung mit der Lebensveränderung.
  • Nach einiger Zeit wird das Gespräch gesucht. Personalverantwortliche und Mitarbeiterin erörtern, welche gemeinsamen Ziele sie verfolgen. Hier geht es um ein proaktives, aber behutsames Ansprechen der Optionen seitens des Unternehmens. Ziel ist es, gemeinsam ein Zukunftsszenario zu entwerfen.
  • Bevor die Mutter wie gesetzlich vorgesehen innerhalb von acht Wochen nach der Geburt des Kindes das gewählte Karenzmodell angibt, ist im besten Fall schon darüber gesprochen worden.
  • Auch während der Karenz soll das Karenzmanagement weitergehen und ein regelmäßiger Austausch stattfinden. Ziel ist auch hierbei von Unternehmensseite klar, die Frauen möglichst früh und mit möglichst vielen Stunden zur Erwerbsarbeit zu motivieren.

Wenn jetzt eine Dame nach der Mutterschutzzeit geringfügig 2 Monate arbeitet, dann gibt es dann ein Zwischengespräch, wo man sagt: ‚Kannst du dir mehr vorstellen?‘“

Assistentin HR, Mittelunternehmen, Dienstleistungsbranche

 Hintergrund

Im Unternehmen wurde vor einigen Jahren ein Frauennetzwerk gegründet, das Gleichstellungsmaßnahmen vorantreiben soll. Zur Bildung des Frauennetzwerks setzte die Geschäftsführung vier weibliche Beschäftigte von verschiedenen Standorten des Unternehmens ein. Eine der ersten Initiativen dieses Frauennetzwerkes war die Einrichtung des Karenzmanagements.

Hintergrund ist, dass im Unternehmen lange Elternkarenzen (eineinhalb bis zwei Jahre) und geringe Stundenausmaße beim Wiedereinstieg in Teilzeit (zwölf Stunden) typisch sind. Dadurch aber verlieren vormalige Projektleiterinnen beim Wiedereinstieg ihre Position, da eine so kurze Teilzeit im Unternehmen als nicht mit einer Projektleitung vereinbar betrachtet wird. Dem Unternehmen ist es ein Anliegen, Frauen zu einer früheren Rückkehr in die Erwerbsarbeit und zu höheren Teilzeitausmaßen zu bewegen.

Potenziale und Grenzen

Mit dem Karenzmanagement hat das Unternehmen einen Schritt gesetzt, sich mit einem seit längerem bestehenden Problem aktiv zu konfrontieren. Die Maßnahme hat das Potenzial, Frauen im Fall einer Schwangerschaft Optionen aufzuzeigen, die von den eingefahrenen Mustern im Unternehmen abweichen. Bislang wurde jedoch kein gemeinsamer Nenner zwischen den Vorstellungen des Unternehmens und den Wünschen der Mütter gefunden. Denn die jeweils bevorzugten Modelle klaffen beträchtlich auseinander: Während Mütter im Betrieb üblicherweise bis zu zwei Jahre in Karenz gehen und danach mit zwölf Stunden wieder einsteigen wollen, wünscht sich das Unternehmen eine geringfügige Beschäftigung schon nach dem Mutterschutz und einen Wiedereinstieg nach etwa einem Jahr in hohem Stundenausmaß.